Tango-Argentino

T anzen, touchieren, den Körper und die Seele des Partners berühren
A nnehmen, Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Liebe, behüten
N ähe spüren, präsent sein, wahrnehmen
G eben, sich zeigen und einbringen, führen, Verantwortung übernehmen
O ffenheit, offen sein,  für alles was kommt und für alles was sich ereignet

 

Das ergibt ein gemeinsames Energiefeld mit dem (der) Tangopartner (in).  Ähnlich ist das mit dem Lebenspartner: „Gemeinsam durch das Leben zu tanzen, im Gleichschritt sein, in derselben Energie sein, im gleichen Takt, Hand in Hand durchs Leben gehen.“

Bei den Tanzenden entsteht das Gefühl der völligen Harmonie – eine völlige Verschmelzung, wie bei einem Dressurreiter und seinem Pferd.

 

Wenn alles ‚EINS‘ ist  –  das ist für mich Tango.

Die Körper, die Musik, die Bewegung, die Seelen, die Energie – nichts mehr wahrnehmen, nichts denken – nur „EINS“ sein.

 

Boris Hauck, mein erster Tangolehrer vom ‚Nahost‘ in Stuttgart hatte immer gesagt:          ‚Tango fängt bereits bei der Umarmung an‘

 

  • Ein Tango-Paar sollte sich vor dem ‚Lostanzen‘ zuerst umarmen, beim Partner ankommen und jeder sollte die Energie des Anderen wahrnehmen und sich auf dessen Energie einlassen.
  • Erst wenn Mann/Frau die Energie des Tanzpartners wahrgenommen hat, sollte man mit dem Tanzen beginnen. Vorher sollte man auf keinen Fall einen Schritt machen.
  • Bei der Umarmung taucht der Tanzpartner in das Energiefeld der Tanzpartnerin ein und verbindet sich energetisch mit der Partnerin. (Die Frau macht natürlich genau dasselbe) Für Außenstehende wird dieses (energetisch verbundene) Tanzpaar als eine Einheit wahrgenommen. Diese Einheit sieht  schon ziemlich gut nach Tango-Argentino aus, obwohl noch kein Schritt getanzt wurde.
  • Ein Tanzpaar, das sich in dieser Einheit, in dieser gemeinsamen Energie befindet, braucht nur minimale Schritte oder auch nur ein-zwei Grundschrittvarianten zu tanzen und für die Zuschauer ist das bereits Tango-Argentino in Vollendung.
  • Die Innigkeit der Tanzenden berührt den Zuschauer, ohne dass er weiß, weshalb er ergriffen und berührt wird. Die Harmonie, die ausgestrahlt wird, ist zugleich Honig für die Seele des Betrachters und Honig für Seele der Tanzenden.
  • Nicht eine Vielzahl von komplexen Figuren ist das Wesentliche im Tango-Argentino sondern das scheinbare ‚Verschmelzen‘ von Mann und Frau, das ‚Einssein‘ in jeder Bewegung. Hinzukommt, dass ein derart verschmolzenes Tanzpaar mit ihren synchronen Bewegungen in der Musik nahezu zu schweben scheint.
  • Ein Tanzpaar im Fluss der Melodie, jede Bewegung im Gleichschritt im gemeinsamen Takt, Hand in Hand, bzw. Arm in Arm, was kann es Schöneres auf der Welt geben. Das ist es doch, was sich doch jeder Mensch auch im normalen Leben erträumt, Harmonie pur.
  • Jeder Schritt des Mannes ist eine Einladung an die Frau, mit ihm zu tanzen und sich als Einheit zum Klang der Musik zu bewegen. Und wenn die Frau die Präsenz des Mannes wahrnimmt und spürt, dass der Mann auch ihre Energie wahrnimmt, in der sich all ihre Möglichkeiten, Bedürfnisse, Wünsche, Kreativitäten und auch Ängste wiederspiegeln, spürt, dann wird sie bereitwillig die Bewegungen des Mannes mitmachen und gerne mit diesem Mann tanzen. Wenn die  Frau spürt, dass der Mann mit ‚IHR‘ tanzt, nur  mit IHR und nicht wegen der Galerie oder den Figuren, dann spürt sie instinktiv, dass sie bei diesem Tanzpartner gut aufgehoben ist und sie sich fallen lassen kann.

 

Demnächst eine neue Tangogruppe

 

 

Das Gedicht:

Corsaro Rosso

Geliebter Tänzer, die Tangos, die wir tanzten waren von einer Köstlichkeit, die ich kaum zu beschreiben vermag, bei denen ich deine Schritte fühlte, deinen Atem hörte, dich schmecken und fühlen konnte, gehalten wurde, mir Flügel wuchsen.

Tanze mit mir, geliebter Mann, mit Deinen Umarmungen, die so viele Wunden heilen können, die Träume wecken, Sehnsüchte schüren, mein Blut rauschen lassen.

Warum schweigst Du? Hast Du mir nichts zu sagen über all das, was zwischen uns wachsen könnte? Eben noch warst Du mir so nah und nun erkenne ich Dich kaum noch wieder.

Wie ein Unbekannter mit fremden Worten in einer mir unverständlichen Sprache, sagst Du mir es wäre ein Irrtum, die Geschichte zwischen Dir und mir.

Hör mir zu, vertrauter Fremder, ich glaube nicht an deine Irrtümer, will mich nicht irren lassen, bei dem, was ein Herz schon längst weiß. Tanze mit mir, bis Du die Musik fühlen kannst.

Empfinde meinen Gang, spüre meinen Atem, schmecke meine weichen Drehungen und genieße meine Umarmung.

Lausche auf mein Herz, das Deinen Irrtum nicht kennt und nach dem letzten Takt, wenn Du noch immer an einen Irrtum glaubst, schick mich fort.

Gedicht einer Stuttgarter Tanguera im Mai 2002

 

 

 

Nachstehend die Tangoversion von ‚Stairway to heaven‘